Liebe Mitchristen,
seit September lassen uns die Supermärkte wissen: es weihnachtet bald. Und ein Radiosender bietet schon tagelang das „Weihnachtsgeld-Wichteln" an. Weihnachtseinkäufe, -märkte, -feiern, -lieder, ... all dies soll uns auf das Fest einstimmen. Aus der Adventszeit, die wir uns als eine Zeit der Stille, der äußeren und inneren Ruhe wünschen, wurde eine laute, hektische, unruhige, mit Aktionen vollgestopfte Vorweihnachtszeit, die wenig Besinnliches und Leises bereithält. Dabei war die Adventszeit früher eine Fasten- bzw. Bußzeit, was sie liturgisch auch heute noch ist. Die Menschen fasteten, beteten und verzichteten auf Feste. Mit einer innerlichen Vorbereitung erwarteten sie die Ankunft Gottes auf der Erde.
Der Advent – eine Zeit des Wartens.
Aber wer wartet schon gern? Beim Warten hat man das Gefühl, seine kostbare Zeit zu vertun. Heute soll alles schnell gehen, Wünsche will man sich erfüllen, sobald man sie verspürt. Warten kann auch quälen, z.B. beim Warten auf den verspäteten Zug, in der Schlange im Kaufhaus, im Wartezimmer des Arztes. Aber viele wichtige Dinge im Leben muss man erwarten: das Wachsen und Blühen, den ersehnten Nachwuchs, eine erflehte Heilung.
Advent – die Zeit der Erwartung.
Erwartung und Erwarten klingen ähnlich und doch meinen sie Unterschiedliches. Wir haben Erwartungen an das bevorstehende Fest, haben feste Vorstellungen über den Verlauf der Advents – und Weihnachtszeit, die genährt werden von Erinnerungen aus unserer Kindheit oder von Familientraditionen. Hinter diesen Erwartungen verbergen sich Forderungen - Ich erwarte von dir / Ich erwarte vom Fest....Und richten nicht viele Menschen auch an Gott mehr Erwartungen, als dass sie ihn erwarten?
Ein anderes Erwarten steckt in dem Satz: „Ich erwarte dich!" Es ist eine offene und liebevolle Einladung an jemanden auf den ich warte, egal wann und wie er kommt. Es ist die Zusage: Ich bin da, ich bin auf deinen Besuch vorbereitet, ich bin bereit dich zu empfangen. Und genau darum geht es in unserem Advent auch: um die Vorbereitung auf die Ankunft des Messias. Da will Gott zu uns kommen und wir?
Sind wir bereit, ihn zu empfangen?
Die Ankunft Jesu – heute und in mir – geschieht nicht einfach so, sondern nur, wenn ich mich für Jesus öffne, ihn erwarte, mich auf sein Kommen innerlich vorbereite. Aber das geschieht nicht im Lärm, in der Hektik, im Stress dieser Tage. Es ist schwer, sich dem allgemeinen Trend zu entziehen, auch als Christen, denn wir sind nun mal in diese Zeit eingebunden. Aber wir können uns Oasen der Ruhe und Stille schaffen. Es brauchen nur einige Minuten täglich zu sein, Minuten des Innehaltens, des Zu-Sich-Kommens, der Besinnung. Eine Gelegenheit abzuschalten, bieten vielleicht auch die täglichen Impulse in der Adventszeit. In unserer WhatsApp Gruppe „Zeit des Lichtes“, die vom Team des pastoralen Raums gestaltet werden. Bei Interesse melden Sie sich einfach im Pfarrbüro.
Advent: Zeit des Er-Wartens, der Vorbereitung, der Stille, der Vorfreude. Wir brauchen diese Zeit, um uns nicht im Unwesentlichen, Oberflächlichen, Aktivismus, in der Zerstreuung zu verlieren, sondern um offen zu werden für die Verheißung Gottes: Ich komme dir entgegen! Ich komme dir näher, ich möchte bei dir ankommen. Und wenn ich dann sagen kann: „Sei mir willkommen, Herre Christ! Es ist gut, dass Du da bist. Bleibe doch bei mir!"... dann ist Weihnachten.
Eine frohe und gesegnete Adventszeit wünscht Ihnen
Im Namen des pastoralen Teams Kaisersesch Diakon Michael Przesang